Minsterbrief-Omikron

Minsterbrief Omikron

Virus (c) St.Andreas
Virus
Datum:
Sa. 29. Jan. 2022
Von:
Heike Weidenhaupt-Sauren

Liebe Eltern,

liebe Kita-Leitungen, liebe Erzieherinnen und Erzieher, liebe Beschäftigte in den Kin-dertageseinrichtungen,

liebe Kindertagespflegepersonen,

die vergangenen zwei Jahre der Pandemie haben viel von Ihnen abverlangt. Wir ste-hen einem Virus gegenüber, über das wir fortlaufend neue Erkenntnisse gewinnen, das sich selbst jedoch auch leider schnell verändert. Oftmals sind kurzfristige Maßnahmen erforderlich gewesen, um auf aktuelle Entwicklungen reagieren zu können. Die Pandemie hat der Kindertagesbetreuung dadurch ein Stück weit ihre Routine, Planbarkeit und Verlässlichkeit genommen und uns alle, Kinder, Eltern und Beschäf-tigte, erschöpft. Einige von uns mussten dafür bis an den Rand ihrer Kräfte gehen. Ich bin Ihnen zutiefst für die von Ihnen in Kauf genommenen Entbehrungen dankbar – Sie haben mit Ihrem rücksichtsvollen Verhalten dazu beigetragen, dass die Ver-breitung des Virus in den entscheidenden Momenten eingedämmt wurde, das Ge-sundheitssystem nicht überfordert und dadurch die Gesundheit und auch das Leben zahlreicher Menschen gerettet wurden.

Mit der Omikron-Variante haben wir jetzt eine neue Herausforderung bei der Bewäl-tigung der Pandemie. Wir haben mit der Omikron-Welle aber auch eine völlig verän-derte Situation im Vergleich zu den vorherigen Wellen, da wir derzeit keinen ver-gleichbaren Anstieg in Krankenhäusern und auf den Intensivstationen haben. Omik-ron verbreitet sich schneller als alle bisher bekannten Varianten, verursacht aber of-fensichtlich auch weniger schwere Verläufe. Auch die Befürchtung vor einem höhe-ren Risiko für Kinder hat sich nicht bestätigt. Eine Infektion mit dem Coronavirus ver-läuft für Kinder weiterhin in den meisten Fällen mild, oftmals sogar symptomlos. Und auch für grundimmunisierte und insbesondere geboosterte Beschäftigte sind nach allen bisher vorliegenden Erkenntnissen grundsätzlich keine schweren Verläufe zu erwarten.

Die Infektionszahlen in der Kindertagesbetreuung folgen dem Trend allgemein stei-gender Infektionszahlen. Dankenswerterweise hat sich der überwältigende Teil der Beschäftigten für eine Impfung entschieden und ist oftmals auch schon geboostert. Dennoch infizieren sich auch immunisierte Kolleginnen und Kollegen und fallen für einen gewissen Zeitraum aus. Auf die Kindertagesbetreuung kommen also erneut herausfordernde Wochen zu: Es wird vermehrt zu Infektionsfällen in der Kindertages-betreuung kommen und Einschränkungen sowie Schließungen einzelner Einrichtun-gen und Gruppen sind unvermeidbar. Zum Wohle unserer Kinder will ich generelle, flächendeckende Schließungen oder Einschränkungen in der Betreuung nach Mög-lichkeit aber auch weiterhin verhindern. Eltern, die ihre Kinder aufgrund einer pande-miebedingten Beschränkung des Betreuungsangebotes zu Hause betreuen, haben jedoch Anspruch auf Kinderkrankengeld oder Betreuungsentschädigung.

Regelmäßige Tests geben uns allen Kontrolle und Sicherheit und sind zur Aufrecht-erhaltung des Regelbetriebs mehr denn je wichtig. Das Land stellt für die Kinder in den Einrichtungen und Kindertagespflegestellen pro Woche drei Selbsttests zur Ver-fügung. Meine dringende Aufforderung lautet: Machen Sie bitte von diesem Angebot konsequent Gebrauch, jeder Test hilft bei der Bekämpfung des Coronavirus. Wie der neue Test durchzuführen ist, können Sie der angehängten Produktinformation und der Gebrauchsanweisung entnehmen.

Mir ist bewusst, dass teilweise gewünscht wird, dass alle Eltern dazu verpflichtet wer-den sollten, den zur Verfügung gestellten Schnelltest auch zu nutzen. Verbindliche Tests bedeuten aber, dass Kinder, für die kein Test vorgezeigt werden kann, nicht betreut werden können. Ich habe die große Sorge, durch eine Testpflicht dauerhaft jene Kinder von den frühkindlichen Bildungs- und Betreuungsangeboten auszuschlie-ßen, die womöglich in besonderer Weise von diesen profitieren. Eine präventive Test-pflicht besteht daher nicht.

Eine Testpflicht besteht aber dann, wenn es nachweislich einen Infektionsfall in einer Gruppe bzw. Einrichtung gab. Eltern von nicht-immunisierten Kindern müssen dann pro Woche drei negative Tests nachweisen, ansonsten ist eine Betreuung nicht mög-lich.
Für fast ein Drittel der Kinder in Kindertageseinrichtungen in Nordrhein-Westfalen und auch in zahlreichen Kindertagespflegestellen werden aktuell PCR-Pool-Tests an-geboten. Der Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz vom 24. Januar 2022 sieht aufgrund mangelnder Laborkapazitäten eine Priorisierung beim Einsatz von PCR-Tests vor, um die nur begrenzt verfügbaren PCR-Tests auf das Personal insbeson-dere in Krankenhäusern, in Praxen, in der Pflege, Einrichtungen der Eingliederungs-hilfe und für Personen mit dem Risiko schwerer Krankheitsverläufe zu konzentrieren. Es kann daher sein, dass die Pool-Tests in einigen Kommunen nicht oder nicht sinn-voll fortgesetzt werden können, weil Einzelauswertungen nicht mehr möglich sind. Den an der PCR-Pool-Testung in Kindertagesbetreuungsangeboten teilnehmenden Kommunen haben wir daher angeboten, mit einem zeitlichen Vorlauf von einer Wo-che kurzfristig in das Liefersystem von Antigen-Schnelltests des Landes zurückzukehren.

Diese Pandemie hat viel von Ihnen gefordert und mitunter herrscht auch Unsicher-heit. Um Ihnen allen ein Stückweit Handlungssicherheit zu geben, finden Sie anbei einen Leitfaden, wie mit einem Infektionsfall umzugehen ist. Dort wird auch der An-spruch der Eltern auf Kinderkrankengeld oder Betreuungsentschädigung erläutert. Insbesondere mit Blick auf die jüngsten Beschlüsse und der angestrebten Priorisie-rung der PCR-Tests wird es sicherlich noch zu Änderungen von Regeln kommen. Auf unserer Homepage werden Sie auch in Zukunft verlässlich die aktuell geltenden Regeln und Handlungsempfehlungen abrufen können:


https://www.mkffi.nrw/corona-aktuelle-informationen-fuer-die-kindertagesbetreuung-und-eltern

Ich bitte um Ihr Verständnis und wünsche Ihnen, Ihren Familien und uns allen Kraft und Gesundheit für die nächsten Wochen.

Herzliche Grüße
Ihr
Dr. Joachim Stamp